Dienstag, 1. März 2011

Italienische Romantik. oder: Ein Labrador am Rande des Abgrunds.

Artwork/Fotoshoot/Inspiration und überhaupt – Lago di Garda, zwischen Alpen und Poebene, Wohltat und Verderben, 28.-30.01.2011

„Wir lagen vor Madagaskar, und hatten die Pest an Bord“

Peter passt sich den italienischen Gewohnheiten locker an.  

Meine edlen Damen und Herren, wie sie ja bestimmt wissen, sind Bilderbuch immer eine Truppe voll Anstand gewesen. Voll Anstand, Konsequenz mit leichtem Hang zum Masochismus (oder war’s Machoismus?). So auch diesmal. In einer Nacht-und-Nebel Aktion beschließt die Mannschaft sich jeglicher Heuchelei zu entziehen, großen Reden zu entsagen und mit Pauken und Tomaten ins stiefelige Italien zu fahren. Ein jeder hat nun mal teils schöne, teils grausige Kindheitsrinnerungen an das Land mit dem lustigen Zwerg an der Spitze. Und weil Italien ja eine durchaus vorherrschende Rolle in unserem zweiten Album (welches auf „Die Pest im Piemont“ getauft wird) inne hat, wollen wir nun das begleitende Artwork gleich dort fertigstellen. Um mit den Bildern die Lieder grafisch darzustellen, sagen sie. Um ein rundes Gesamtbild zu erschaffen, sagen sie. Wobei; sie ist eigentlich nur einer: Der gebürtige und geborene Italiener Christian Pitschl, mit dem ich auf der Fahrt einen Heidenspaß habe. In italienischer Sprache, wohlgemerkt. Nun denn, lassen sie mich mit der Erzählung beginnen. Um sage und schreibe 4 Uhr früh erreichen wir unser, zugegeben luxuriöses und malerisches Haus am Gardasee. Ich muss mir jetzt mal ehrlich eingestehen, ich hab keinen blassen Dunst an welchem Ort wir tatsächlich sind und vertraue auf die Obrigkeiten.

Sieht so eine Autorität aus? Il bosso italieno CP.
In diesem (wie auch den Rest der folgenden Tage) Falle: Christian Pitschl. In Italien sind wir bestimmt, denk ich mir. Immerhin waren es knapp 10 Stunden Autofahrt. Und einen See seh ich auch. Wird
schon der Gardasee sein. Gibt ja sonst fast keine Seen hier... Die erste Nacht begehen wir noch erstaunlich ruhig. Ein jeder gibt sich wortkarg, viel zu überwältigt sind wir von der unbeschreiblichen Schönheit unseres pittoresken Appartements. Richtig interessant wird’s erst im Morgengrauen.


„The starmaker says ‚It ain’t so bad’, the dreammakers gonna make you mad“

Wir 4 + Cotschi vor dem Haus, das Verrückte macht. In Italien. 
Gegen 8 schreit der Hahn zum Rapport, wir machen uns schick, ziehen uns an. Ich frage mich ganz ehrlich, ob es jemanden in der Truppe gibt, der nur annähernd einen Plan hat, wo wir hinfahren. Mit zunehmender Fortdauer entlarvt sich der Rest als ebenso unwissend, eine Tatsache, die mir nicht mal so unspannend erscheint. Vollgepumpt mit Koffein, Diesel und frohen Mut befahren wir die Landschaft. Maurice findet praktisch alles schön. Hätten wir an jedem Platze angehalten und Fotos geschossen, an dem Maurice schrie ‚Stopp, hier ist es schön, da MÜSSEN wir einfach Fotos schießen’, wir wären wohl heute noch dort. Poseidon zum Gruße haben wir aber doch unsere Obrigkeit. Wir parken des Pitschl’s Vehikel an einer Bushaltestelle und schießen garantiert italienische Fotos, umgeben von garantiert italienischen Bäumen und garantiert italienischen Wänden. Italienische Frauen sind mir bis dato unglücklicherweise noch nicht untergekommen. Aber um das geht es ja doch auch nicht, wird mir wieder bewusst ehe der Pitschl eine abwinkende Bewegung macht und unser Schlottern bemerkt. Wen wundert’s, immerhin sind wir ja immer noch Bilderbuch. Und egal ob es jetzt ein Videodreh ist oder ein Fotoshoot, kalt ist es immer. Auch hier. In Italien hat’s gerade mal 12°. Eine Wonne, verglichen zum ‚Karibische Träume’-Videodreh zwar, ein Garaus dennoch. Wir ziehen die Eiseskälte offensichtlich an.

Für ein richtiges Urlaubsfoto fehlen da nur mehr die heißen Strandgirls im Bikini. 
Der Hund wird in der Pfanne verrückt. Italien hat zwar ein grönländisches Flair, genießen tun wir es aber trotzdem. Doch bevor ich jetzt den romantischen Phrasenteufel herbeiersehn, widme ich mich lieber dem Anständigen. Nach 3 Tagen anstrengender „Arbeit“ (weil man bei Fotos schießen nur blöd herumsteht) kämpft die Truppe sich zurück nach Österreich. Mit einem Arsch voll Gold und Bildern im Gepäck. Und weil wir ja auch auf Kultur und derlei Firlefanz stehen, machen wir doch glatt einen Stopp in Südtirol und entern ein italienisches Ristorante. Das Schlemmen nimmt seinen gewohnten Lauf, ehe ich bemerke, dass zu meiner linken der Maurice nicht dabei drum herum kommt, mehr und mehr in sich hineinzuschaufeln. Nach 2 vollwertigen Menüs bestellt er beinhart noch eine Pizza. Und isst die dann auch. Zur Gänze. Offensichtlich ein Lebemann, der Herr Ernst.


 
"Pass auf, sonst verspeis ich dich".
Andreas Födinger.