Mittwoch, 21. November 2012

Peut-être bien qu'on est arrivé à la fin

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Liebe Ladies und Gentlemen, liebe Weggefährten, FreundInnen, FanInnen, Mäuse!

Der Grund dieses Blogs ist völlig konträr zu meinen früheren Intentionen und Beweggründen. Viel mehr geht es heute um etwas (oberflächlich betrachtet) Trauriges, Bewegendes, Veränderndes. Ich werde mich tunlichst davor hüten, die Pathoskanone zu zünden und in Sentimentalitäten auszubrechen, nehmen lassen werde ich mir das allerdings nicht. Schließlich und endlich hab ich mir das verdient – den Nostalgiegürtel anzuschnallen und mit der Hand auf der blanken Stirn folgendes zu verkünden:
Es ist für mich an der Zeit, flügge zu werden und die Familie Bilderbuch zu verlassen. Wie bei einem Heranwachsenden, der alle Phasen der Adolesezenz durchläuft, von Herumschreien wegen zu wenig Milch bis zur pubertären, trotzigen Pickel-im-Gesicht Phase, bis hin zu nicht enden wollenden Parties, pack ich nun, reif, meinen Collegehut. Es ist notwendig, einen sehr wichtigen (mit Verlaub, das können Sie gar nicht verstehen) Teil meines Lebens gehen zu lassen. Ich entscheide mich dazu freiwillig, ohne böses Blut, ohne Rosenkrieg, ohne erschütternder schmerzhafter Szenen. Es mag abgedroschen klingen (aber so gut kennen Sie mich schon, liebe/r LeserIn), aber manchmal muss man alte Türen schließen, um neue aufzumachen. Ich möchte die Türen nicht aufmachen – ich will sie aufdreschen und niederreißen, sie zerhacken und den Igeln zum Fraß vorwerfen und sehen, was hinter all diesen Holzblöcken steckt. Es ist wie bei einer Beziehung, das hatte jeder von uns schon mal, das kennen Sie. Manchmal braucht man einen Neuanfang, neue Perspektiven, neue Ziele, das Feuer in einem muss wieder brennen. Und dazu braucht es Veränderung.

Ungemein wichtig ist mir allerdings zu betonen, wie sehr ich diese letzten 7 Jahre und die Zeit mit der Band Bilderbuch genoßen habe. Sie alle, die das hier lesen, haben einen großen Teil der Band ausgemacht, einen großen Teil des Weges. Ich begehe allerdings einen großen Fehler – ich schreibe im Präteritum. Keine Sorge, die Band existiert weiterhin. Auch für die Gruppe ist es vielleicht notwendig, eine neue Tür zu öffnen. Die Pickelphase ist vorbei, wir tragen uns als Personen im Herzen, das vermutlich für immer. Und ich bitte Sie alle, auch weiterhin einen Teil der Band Bilderbuch zu besetzen. Damit der Neue die selben wunderschönen, horizonterweiternden Erfahrungen machen darf, wie ich sie machen durfte.

Nix für ungut, das liest sich alles recht apokalyptisch und farewell-mäßig – aber diesen Schuh ziehe ich mir jetzt, von mir aus, an. Ich werde auch einen Teufel tun und die Schlagzeugstöcke an den Nagel hängen, nein, nein. Die brauche ich, um, wie eingangs erwähnt, neue Türen aufzubrechen. Wir sehen/lesen uns in der Zukunft!

Danke für alles,
Fö.

Samstag, 21. April 2012

Dies ist nur ein simples Lied – auf der Suche nach dem güldnen Vlies.


La cosa mentale – Bilderbuch schreiben Geisteskrankes.
Oberösterreich, April 2012.

Liebes allerwertestes Publikum,

nach einer schöpferischen Pause melde ich mich mit ausdrücklicher Nachdrücklichkeit und voller Freude im Herzen wieder bei Ihnen. Vieles ist passiert, Sie mögen es mir nicht glauben. Ihr Misstrauen wird bei mir aber, wie Sie sicher wissen, mit dem Teufel über den Kamm geschert, ich appelliere hingegen an Ihr geistiges Auge – Der Tasmanische Bastard kann auch umherwirbeln, ohne zuviel Staub und Kleintier aufzudreschen.
Auf Enfach jetzt: Bilderbuch engagieren sich auch, wenn sie nicht Konzerte spielen.
Welch wundersame Gestalten die 4 Grenzgänger inzwischen abgeben, würde ich, so bitte ich Sie, lieber unkommentiert lassen, der gebildete Mensch zeichnet sich das Bild ja eh auf seine Federschachtel.
Das gemachte Bett der schönen Vier. © Michael Krammer.

Ausschaltung des traditionellen Chiaroscuro – Probing the hell out of ‘em.
So weit so gut, beginnen wir die tägliche Dosis Illusion, wir ließen uns von der allheiligen Muse beflecken. So ist dem nicht. Zumindest nicht immer. Wenn der Tross der Erleuchteten aber dann einmal im heimeligen Steyr huckt, Osterlamm und den zugehörigen Hasen wie eine Hand voll Dollar den Gaumen runterwürgt, dann möge El Greco sein weißes Haupthaar auf die Erde schütteln: Es werden wieder Songs geschrieben! Hallelujah! Malefiz!

Ein weißes Blatt Papier, about to be killed by enormous creativity. © Michael Krammer.

Meine Damen und Herren, ein befriedigenderes Gefühl als dies eben beschriebene (ich weiß schon, recht viel Gefühl findet man hier nicht – man muss es eben suchen) ist in des Grenzgang’s Plan so leicht nicht vorzufinden. Mick Krammer beutelt seinen Gitarrenhals wie ein Röslein ohne Dornen, Pete lehnt über seiner Bassgitarre, lässt seine düstre Mähne im heißen Wind wallen, während Maurice Ernst von Korbflechterei und Quark brüllt als wär er Jon Bon Jovi auf Crack. Ein Anblick für Götter, das verspreche ich Ihnen. 
 
Heutzutage spielt man Drums im TextEdit. © Michael Krammer.

Der Kaffeekaiser vom Letzegrund – Eine Episode der Groupe de Puteaux.
Wie Sie bestimmt wissen, sind wir ein recht memorabler, leicht irrer Haufen. Jetzt mögen böse Finger behaupten, das nun Folgende kann sich gar nicht so zugetragen haben, weil das in diesem Lande nicht möglich sei. Ich weise jedoch nochmal gezielt auf den Eingangssatz dieses Absatzes hin, die Synergie ergibt sicht somit in der Lebensweise. Doch hier bitte Technoles: Just in dem Moment, als der (intern extra angelegter Kaffeekaiser-Wettbewerb) Kaffeekaiser den güldnen Pott aus dem Hals der Trophäe saugen will, entspringt dem zarten Ding ein gelb-oranger Huster, ein Lechzen nach Wärme oder die bittere Erkenntnis, dass das Oxidationsmittel immer Herr der Lage werden wird. Wir haben die Kaffeemaschine abgefackelt! In Mitteleuropa nennt man dieses Phänomen wohl übereifrig Überforderung, ich möchte mich jedoch lieber auf den Begriff des Fatalismus stürzen, die Ergebung vor dem Unausweichlichen. 
Wohin mit all der Energie? - Ein Schnappschuss für's Familienalbum. © Michael Krammer.

In diesem Sinne nehmen wir diese einzigartige Aktion als Startschuss für einen schönen Haufen neuer musikalischer Errungenschaften und bleiben hungrig wie die Löwen. Nachschlag folgt ohne Wenn und Aber.


Andreas Födinger.

Mittwoch, 7. März 2012

Manierismus, Baby – Aufstieg und Fall der Stadt Bilderbuch.


Is this possible in this country? – Bilderbuch auf Tour.
Beinhartes Deutschland (und auch ein bisschen Österreich), Februar 2012.

Liebe Freunde und Innen, geschätzte Leserschaft,

ich möchte gleich zu Beginn meiner eindringlichen Ausführungen eine Lanze, gar einen Speer brechen. In den letzten Tagen und Monaten bekam ich Berge von Säcken voller Schmetterlinge, Liebesbekundungen und derlei wirres Zeugs, unter all dem doch eine, für mich, erfreuliche Erkenntnis brach liegt: Es gibt tatsächlich eine Schar an LeserInnen, von Leipzig über Jena bis ins hinterste Hinterland von Vorderstoder, den oberösterreichischen Niederungen ins verdarbte, städtische Umfeld von Wien, die sich meine manieristischen (!) Ergüsse über das bunte Treiben der 4 Verrückten in das Gehirn zerren. Dazu ein geschenktes Danke. Der Schmetterlingshaufen bleibt auf jeden Fall in meinem Besitz!
Unter dem Aspekt der eigentlichen Angelegenheit fiele mir sozusagen der Holzdeckel auf dem Kopf: Die Masochisten von Bilderbuch zogen wieder aus. Diesmal jedoch nicht, wie Sie annehmen mögen, für ein paar Stelldicheins, sondern gleich für 9 (in Zahlen: 9) Verbreitungen am Stück – in a row – aufeinanderfolgend – ohne Pause. Was sich auf den ersten und zweiten Les geisteskrank anhört, bleibt es auch beim dritten. Nichtsdestotrotz, ich bin mir meiner Pflicht, Sie davon zu unterrichten, in himmelhochjauchzenden Maße ergeben und beginne synchron den Auftritten entlang. Zu Ihrer eigenen Verteidigung muss ich jedoch anmerken, dass ich kein Spinner bin, daher wurde im Nachhinein an manchen Stellen gekürzt.
Peter bereitet sich auf die 9-tägige Odyssey vor. © Corinna Maier.
Atomic Cafè, München; Dvorana Rocks, Bleiburg (Kärnten); Heimat, Regensburg – Auf der Suche nach dem Gold, 10.02.2012-12.02.2012.

Stellt man sich Dreieinigkeitsmoses als Armleuchter vor, so muss man davon ausgehen, dass der Peter ein Kammerjäger ist. Ein kammersingender Jäger, der keine Ratten oder and’re Kuscheltiger fängt, sondern der praktisch in jeder Sekunde seiner Zweisamkeit einen edlen Tropfen im Schlepptau mitführt. Manchmal wundert man sich schon, woher der kleine, süße Bub, dessen stattliche Brustbehaarung aller Wahrscheinlichkeit nach nur aufgemalt ist, diese magnetische Wirkung auf Hochgefährliches ausübt, trotz allem ist dieser Umstand ein beachtlicher, will man die nächsten Zeilen in ihrer Grundstruktur verstehen.
Pete begleitet uns in sein Reich. © Corinna Maier

Nach einem wunderbaren Konzert im wahren Stern des Südens, dem Atomic Cafè, vor einer schickerierenden Meute, als Anheizer der Gruppe „This is the Arrival“, kommt der Bus der Verrückten im kärntnerischen Bleiburg an. Arriving sozusagen. Mitten im Nichts. Umgeben von prächtiger, weißer Substanz, die Grünes, leicht Sprödes überdeckt.
Wichtig zu erwähnen ist hier die Tatsache, dass der größte Holzfäller von allen, Maurice, den sprichwörtlichen Teufel im Fuß sitzen hat (zumindest behauptete er das immer wieder), somit seit Monaten nur mithilfe zweier Staberln, die ich im Laufe der Woche immer als Schwertersatz missbrauche, stehen, geschweige denn sich bewegen kann. Alaskawolfjoe auf vier halben Haxen, sozusagen. Dass dieser Umstand das komplette Gefühl der Konzerte auf den Kopf stellen sollte, entpuppte sich als unwahr, spätestens auf der Bühne hatte keiner mehr einen lauten Hauch einer Ahnung davon, dass der Derwisch eigentlich kaum gehen konnte.


Nun gut, nicht zu sehr verblumigen, lassen Sie mich wieder aufs Wesentliche zurückboarden: Das kärntnerische Publikum war, entgegen aller stereotypen Meinungen, ein sehr wohlerzogenes, auch die restlichen Kappellen dieses jugendlichen Pfarrheimfestes sollten uns in Erinnerung bleiben, wobei sich die lässige Coverversion eines David Guetta Krachers, der von einer aufreizenden Dirne handelt, sich mir nachhaltig ins Gehirn gefräst hat. Meine vollste Hochachtung dafür.
Mit großen Schritten nähert sich die Bande dem Höhepunkt. © Corinna Maier.
Der wahre König unter diesen drei Konzerten stellt sich aber nach und nach als eine Art Homecoming heraus: Die Heimat (tatsächlich, so heißt der Schuppen) im verregneten Regensburg (ein Schenkelklopfer zur Abrundung). Unvergleichlich die unheimlichen Qualitäten des Barkeepers (sowohl im FIFA12 spielen als auch in seinem eigentlichen Metier), unvergessen auch die Nacht des roten Kleides. Weil die Heimat ein Lokal ist, in dem alles heimatlich geregelt ist, schläft die Gruppe, so viel Konsequenz muss sein, in der Heimat des Heimat Betreibers – nämlich in dessen Wohnung über dem Club. Dass diese Idee verheerende Ausmaße annehmen kann, dürfte Ihnen, bei näherer Betrachtung der vier Holzfäller, bereits aufgefallen sein, wenn nicht, so gratuliere ich Ihnen und schicke einen Strauß Schmetterlinge. Keineswegs möchte ich hier den Eindruck erschlafen, dass wir uns aufführten wie die Hühner, nein nein, viel lieber ist mir zu erwähnen, dass Konstable Peter Schmidt plötzlich in ein rotes, aufreizendes Kleidchen schlüpfte, was wiederum eine Brücke schlägt zum zuvor angesprochenen David Guetta-Klassiker und der magnetischen Wunderwirkung des Bassisten. Sie sehen, die Band Bilderbuch läuft bereits in diesem Abschnitt mit gewaltigen Schritten auf die Klimax zu – Erlauben Sie mir, das als „Aufstieg“ zu betiteln.

Nahe am Unglück, doch noch schreiend. © Corinna Maier.
Kulturcafè, Mainz; Indiego Glocksee, Hannover; Sweat Club, Leipzig; - Vor allem aber achtet scharf, dass man hier alles dürfen darf, 13.02.2012-15.02.2012.

Im Kontext dieses Torsos ist, so scheint es, nicht allzu viel verboten: Da fährt ein Blinder mit Krücken auf Tour, da schlüpft der Feuerwehrmann ins Ballettkostüm und irgendwann später wird die Gruppe von einem offensichtlich etwas verwirrten Radiomoderator „Bildband“ getauft, um in gleichen Atemzug über volle Kirchen zu schwadronieren: Sie sehen, in diesem Land ist alles möglich. Bleiben wir also auf dieser Schiene und fahren schurstracks kopfüber in den sandigen Abgrund. Beileibe kein Kuhschlecken ist die Universitätsstadt Hannover (man bekommt in Deutschland einfach das Gefühl, dass JEDE Stadt eine Universität beherbergt, das Prädikat „studentisch“ ist demnach nichts wirklich Auszeichnendes). Habe ich den vorhergehenden Absatz noch als Aufstieg beschrieben, so ist dies mit Sicherheit der endgültige Höhepunkt. The toppermost of the poppermost, sozusagen. Eine schier ausbeuterische Meute an studentischen Leuten im Glocksee, mit Nachdruck das, wenn wir schon von Kapitalismus sprechen, erhebendste Konzert der deutschen Reise; angeführt vom Trekker-Johnny, ein liebenswürdiger und fürsorglicher Veranstalter, der uns reihenweise innig umarmt, Liebesschwüre loslässt und vor Rührung vergisst, seinen übermächtigen Cowboyhut runterzunehmen. Es könnte natürlich auch sein, dass er ihn einfach angeklebt hat - dazu gebe ich jedoch keine Stellungnahme ab.
Einleitend und sinnbildlich für den (Zer-)Fall der Bande ist definitiv folgende Szene: Um halb 6 Uhr früh, nach gerade mal einer Stunde Schlaf begibt sich das Reisekorsett in den Bus gen Leipzig, um dort ein Radiointerview für Mephisto zu geben. Weil Zechprellerei in uns’rem Staate zur Mütze verpönt ist und uns unsere eigenen Gesetze so bald noch nicht auf den Kopf fallen dürfen, ziehen wir die Banane durch. Ein unmögliches Unterfangen eigentlich, denken Sie, aber nein, Bilderbuch sollen schon in die Geschichte eingehen als hardest working band in showbusiness. Die ersten Sporen sind allerhärtestens verdient. 
The hardest working band in showbusiness - nach James Brown. © Corinna Maier.

Doch der aufmerksame Beobachter merkt es bereits hier: Beginnt die Last der harten Arbeit und des ausufernden Lebensstils bereits mit großem Knabbern an der Truppe zu nagen? Kann der Maulwurf in der Schießbude vor lauter Salat den Rucola nicht mehr sehen?
Das letzte Aufbäumen gegen die drohende Verdammnis aus Deutschland:

Privatclub, Berlin; Schlachthof, Wels (ÖÖÖÖ); Club Zwölfzehn, Stuttgart; - Show me the way to the next whiskey bar, 16.02.2012-18.12.2012.

Glauben Sie mir, geschätzte LeserInnen, eine Woche Tour schmiert Ihnen einen ordentlichen Abdruck ins Gesicht, man habe das Gefühl nicht mehr loszuwerden, selbst ein halbwegs „normales“ Wort rauszubringen bedeute die Welt aller Anstrengungen. Nach hirnlosem Gebrabbel im Bus bin ich zuerst einmal trappiert in der, definitiv vorhandenen, Aura Berlins. Kein Mensch dreht sich so schnell um die eigene Achse wie diese erbarmungslose Stadt. Hingebungsvoll spielt die Gruppe ihre Hommage ans Eingemachte, angeheizt von den freundlichen Österreichern „Stereoface“, die augenscheinlich It-Girls ziemlich verachten dürften, aber eine erfrischende Atmosphäre in das allmählich zusammenkrachende Leben hineinpflanzen. Nächsten Tag stehen wir erstmals vor Gericht: Hello Austria, Hello Bilderbuch! Wenn die nicht regensburgerische Heimat ruft, stehen wir prompt auf der Matte - let’s call it a comeback, auch wenn ich hiermit vielleicht unsere Spuren ein klein wenig zu groß bemesse. In der darauffolgenden Nacht darf ich endlich wieder in einem mir vertrauten Bett schlafen und bin hervorragender Dinge, die 8 Tage mit einem letzten Schuss toppen zu können. 
Geht da noch was? - Ein letztes Aufbäumen in Stuttgart. © Corinna Maier.
Und mein lieber Herr Schwan, geschätzte/r LeserIn, alles gerade beschriebene können Sie sich eigentlich sofort wieder hinter die Binde kippen und alsbald vergessen, denn was uns Herren in Stuttgart wiederfuhr, erinnert mehr an einen Hurrikan. Mitten im Auge der Katastrophe lebt es sich allerdings recht leicht, so erlebt man den moralischen und körperlichen (Zer-)Fall mit einem anderen Fell. Ich habe eingangs erwähnt, dass Peter ein singender Kammerjäger sein soll. Nun muss ich dies revidieren: Irgendwann wurden wir alle zu solch wundersamen wie –baren Geschöpfe und gingen ohne kurzer, grüner Flüssigkeit keinen Schritt mehr. Wenn dazu noch ein Anheizer mit auf Reisen geht (in diesem einen Fall privilegierten wir uns dazu, Partymann Leitner mitzunehmen), ist dem Ende kein Ende mehr zuzusetzen. Was Stuttgart bzw. diverse Rezeptionisten und Hotelmitarbeiter von uns an diesem Abend gesehen hat muss es ganz schnell vergessen. Es war das extreme Spiel von Gott mit Bilderbuch.

Andreas Födinger.

Sonntag, 15. Januar 2012

Dr. Strange Himmelfahrtskommando. or: How I learned to stop partying and rock the floor.


Wieder am falschen Ende gespart – Bilderbuch auf Tour.
Beblindliches Deutschland, Dezember 2011.

Beautiful young ladies and ol’ gentlemen, treue LeserInnen!

Einmal mehr möchte ich die Gelegenheit bei dem so oft und viel zitierten Hasenschopf packen und derein Allerlei von des Bilderbuch’s letzten AbenteuerInnen, auf der Reise durchs Morgengrau, berichten. Wie Sie vielleicht wissen, geschätzte Leserschaft, waren wir im Dezember letztjährigen Jahres auf Konzertreise im, vor weihnachtlicher Keksdoserei und bekugelter Belichtung nur so triefenden, schönen deutschen Nachbarland. Weil ich ein Herr der Taten bin, lass ich eben diese im geschriebenen Wort, für Sie so realitätsnah wie möglich, folgen. Schließen Sie die Augen, zünden’s Ihnen ein paar Tauben an und fühlen Sie mit uns mit. Wir starten in Hamburg, am 13.12.2011.

Astra Stube, Hamburg. – General Jack D. Ripper und das scheppernde Geburtstagsglas!

Even an end has a start. © Corinna Maier.  
Weil ein jeder Anfang auch irgendwie immer ein Ende ist, begeben sich unsere Helden (haha, Sie lachen: Bilderbuch) bereits am 12. Dezember nach Hamburg. Dreimal dürfen Sie raten, eine Heidengaudi ist bei 10 Stunden Busfahrt sozusagen bereits vorbestellt. Noch dazu, wenn General Jack D. Ripper sein Wiegenfest im bereiften Vehikel feiert, dabei das eine oder andere Weihnachtsguzzi springen lässt und den Rest der Besatzung mit Lachsalven und Scherzgladiolen befeuert. Sollten Sie sich wundern, warum freundliche Mitarbeiter der Wirtshauskette mit dem großen, güldnem „M“ ab diesem Tag, österreichische Eidgenossen mit gewissem Argwohn beäugen, muss ich Ihnen klarmachen, dass General Jack D. Ripper, gut gekleidet in einer streifenfreien, türkisen Joggerhose wie ein Pfau durch diese Stätte stolzierte. Logischerweise blieben Blicke nicht aus; und Blicken folgt meist unkontrolliertes Hin-und-Her-wacheln vor der eigenen Stirn.
Sei’s drum, man wird ja nur einmal im Leben jung, und ein feuriges Abenteuer auf der schwarz-rot-goldnen Autobahn hat noch nie jemanden geschadet.

Der Jubilar hat sich für die Feier schick gemacht. © Corinna Maier.
Nach einer traumhaften Nacht im Major Feldbett, checken wir durch die Hansestadt Hamburch. Überraschenderweise blinkt es da vor Feuerzangenbowle, neuen Dämmen und St. Pauli, ein Weihnachtsmarkt, der mit allen Santa Kläusen der Welt gewaschen wurde. Wie der Hamburger so schön sagt, ist der Nabel der Welt doch eigentlich auch der Punsch und ich lass’ es mir nicht nehmen, mich in geringem Maße dem Trunke hinzugeben. Nicht mal die Tränen Petri verderben uns den Schweif durch das glühende Feuer Hamburgs, und ich darf anmerken, dass wir weder die Reeper noch sonst irgendeine Bahn unsicher machten. Wenn es unbedingt die Bahn sein muss, nehm ich mir nur eine Schiene.
Abseits vom Geschäft mit der Liebe hat Hamburg auch noch Gebäude anzubieten. © Corinna Maier.
 Ich nehme einmal an, ein jeder von Ihnen weiß, dass die Gruppe, über deren Reisen ich hier das Schwarz aufs Weiß hinfletsche, eine instrumentalisierte Institution des Staates „Rawk“ ist. Aus diesem besonderen Grunde möchte ich hernach verzichten, Ihnen eine detaillierte Konzertbegutachtung um den Latz zu knallen, und spreche lieber über Essenzielles, Unalltägliches. Wie beispielsweise die einschlägige Erfahrung mit Hamburger Parkplätzen: Man mag es nun kaum glauben, aber seien Sie sich sicherlich super sicher, dass die folgende Schilderung keine frei erfundne Lüge ist, sondern tatsächlich der Wahrheit entspricht. Um dem Gesagten eine gewisse ernsthafte Dramatik und Trauer zu verleihen, ersuche ich Sie nun, sich alles bildlich vorzustellen; ein Spielfilm mit Keanu Reeves vor Ihrem inneren Inspector Gadget, sozusagen. Was würde Ihnen wohl durch den Kopf gehen? Wie würden Sie reagieren? Hätten Sie genügend Korn bei der Hand? Was geschieht mit General Jack D. Ripper und wo ist er überhaupt?
General Jack D. Ripper. © Corinna Maier.
 Aber naja, mögliche Antworten auf dies bitte ich Sie, per Mail an die Geschäftsstelle weiterzuleiten, alles Weitere klärt dann mein Buchhalter und Mäzen. Nichts desto trotz, Sie sehen, ich schweife schon wieder viel zu sehr ab und drifte in andere Sphären, wo ich Sie doch schon mit vollstem Gedanken bei einer Tragödie hatte. Macht nichts, ich werde Ihnen schon noch Ihr lang und heiß ersehntes Dilemma geben: Uns wurde des Busses Scheibe eingeschlagen. Sie lachen? Ich sage Ihnen, so wahr ich hier tanze, es ist kein Witz. Stellen Sie sich vor, Sie wollen nach des eben erfolgreich absolvierten Konzertes ihr fein säuberlich poliertes Equipment in den fancy Bus einräumen, nur leider: Es fehlt ein Scheibchen Glas. Uschi hätte es uns gedankt, aber meine Seele ist zu stolz um umzukehren, also erstatten unsere Helden Anzeige und hetzen am darauffolgenden Tag (zur Erinnerung: 14.12.2011) zum Reparierer und Austauscher Car Glass. Eines möchte ich hier aber auch ins Papier meißeln: Die Menschen im Norden sind überaus freundlich. Man möchte als Ösi, der wir da ja nun sind, keine üble Vorrede haben, aber ohne Kolanz und Nettigkeit seitens der Hanseaten hätten President Corinna Merkin Meffley und ich, die die Scheibenoperation vollzogen, das Baby nicht wieder zum Laufen gebracht.
Drei Viertel aller Leute erkennen nicht, was an diesem Bild falsch ist. Suchen Sie den Fehler! © Andreas Födinger.

Zollkantine, Bremen. – Marco Arnautovic’s Friseurladen, nur keine Musikanten in der Stadt.
Wer ist dieser Hans? © Corinna Maier.
Mit neuem Busaufputz und bekickt vom Rausche des Schlafentzugs, entern unsere Helden die Hansestadt Bremen. Ich weiß schon, was Sie soweit denken; Wer ist dieser Hans, von dem er hier die ganze Zeit schwafelt? Doch dazu, wie immer, später mehr. Man möchte es kaum glauben, Dinnè verschlingt der Tross auf dem Schiffe, auf dem sich Tage zuvor Rodrigo Gonzalez, Bassist einer weltbekannten Berliner (Berliner) Tollwutband, sein Maul stopfte.
Selbst gemacht schmeckt der Kaffee am Besten. © Corinna Maier.
 Die Besonderheiten Bremens, die ich in dieser kurzen Zeit aufschnappen durfte, lassen sich recht einfach und knapp beschreiben: Es ist schön, doch. Dirk von Lowtzow meinte beizeiten zwar mal so etwas wie, „aber hier leben, nein Danke“. Artig bedanken möchte ich mich zwar nicht, dazu ist meine Kinderstube Bremens gegenüber nicht gut genug, und doch hat sich ein Bild in mein Gehirn gebrannt: Raten Sie, welches Bild eines berühmte Ösi überlebensgroß an einem Friseurladen prangt: Das von Marco Arnautovic, seines Zeichens Herr der Scheren und Kämme, bewaffnet mit Blondierungsmittel und Spray. Lassen Sie es mich anders ausdrücken: Die Weser und eine Mühle gibt es auch in Bremen. Auch Enten kann man dort essen. Trotzdem ist es schön dort.

Polyester Club, Oldenburg. – The Highlight eats itself.

Wenn Sie die „Oldenburg“ hören, denken Sie vermutlich nicht an eine Stadt. Ich entwarne Sie: Ich eh auch nicht. Aber als LeserInnen von Welt bzw. Schlagzeuger von Welt hat man einen gewissen Bildungsauftrag, um die Lust am Kennenlernen fremder Kulturen zu erhöhen. Nun siehe einer an, das Städtchen Oldenburg, das Alexei de Sadeski zu den schönsten Deutschlands zählte, ist für mich persönlich, zum Highlight des ganzen Ausflugs mutiert. Erstens, die netten Veranstalter, zweitens, die netten Publikums, drittens, die netten Matratzen, viertens, die netten Feen. Durch und durch nett, wie Sie meiner besonderen Schreibweise entnehmen können. Besonderer Dank geht an dieser Stelle raus an die waschechten Braunschweiger Würstchen „Niila“, wunderbare Konzertgruppe, die uns in Hamburg und hier mit Freud und Fisch zur Seite stand. Sie sollten deren Musik hören!

Subway, Köln. – Wer ist hier Dom?.
Köln, 2011 - before the Dome. © Corinna Maier.
 Diejenigen unter Ihnen, die nicht wissen, dass in Kölle der Dom das vermutlich touristisch gesehen, lukrativste Gebäude der ganzen Welt steht, und die Stadt mit diesen Riesen fällt oder eben nicht, sollen sich nun bitte erheben und den Kopf unterm Wasserhahn versengen. Wenn man dann noch weiß, dass es passenderweise einen Domshop, ein Dom-T-shirt, Dommarmalade, Domkekse (sogar Spekulatien in Form von: Dom), Domkäppis, Domstrohhüte, Domgeigen, Domtiere und eine füllige, weihnachtslieder trällernde Frau, die Roseanne O’Donnel aus der TV-Serie „Roseanne“ zum Verwechseln ähnlich sieht, gibt, möge man bemerken, dass ich Ihnen aus Köln einfach nichts erzählen kann. Dom, Dom, Dom, überall Dom. Als würd ich nicht wissen, dass der schön ist.
Kommentarlos. Dom. © Corinna Maier.
Oh, nicht so eilig: Mir fällt da schon noch was ein. Schauen Sie, würden Sie in einem Restaurant, welches „Dom Kassel“ heißt, und in dem Sie 40 Minuten Zeit haben, weil danach die Überfüllung der Domkölner keinen Space mehr zulässt, dem Domkellner, Domtrinkgeld geben? Dasselbe wie Sie im Moment, dachte sich auch der Dommike, der sich als Resultat zünftige Domschimpfwörter an den Domkopf schmeißen lassen durfte. Eine Domgaudi war das allerdings trotzdem, die Kölner sind schon liebenswerte Zeitgenossen.
Dr. Strangelove. or: How I learned to stop worrying and love the bomb. © Corinna Maier.

Meine lieben LeserInnen, ich möchte hier nochmal klarstellen, wie stolz ich auf Sie bin. Sie haben es bis zum Ende geschafft. Darum gratuliert: Der Dom!

Wir lesen uns später.

Andreas Födinger.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Der Adrenalinrausch als Motorsäge – Was die Schamanen im Herbst so treiben.

Konzerte spielen/Unterwegs sein/Der Wahnsinn treibt Scharmützel – Bilderbuch auf Tour.
Österreich, Oktober 2011.

Sehr verehrte Leserschaft,

wie mir zu Ohren kam, ist ihrer Spitzfindigkeit längst noch kein Abbruch getan, so muss ich mich auf offiziellem Wege ein kleines bisschen entschuldigen, dass der jüngste Blog doch ein gefühltes Jahrzent auf sich warten lässt. Wie der alte Kaiser Maximilian jedoch schon klärte, lässt sich ein Schlagzeuger auch mal gerne Zeit, um eventuell kaputt gegangene Felle neu zu kleben und hat demnach recht wenig verbleibend’ Platz in seinem Hirn, ordentlich auf die Tasten draufzudreschen, um unübersichtliches Satzgestammel wie eben dieses zu vollziehen.
Nun, liebe Freunde, kommen wir zum eigentlich wichtigen. Wie Salpetersäure brennt es unter meinen Nägeln, eine schier unüberschaubare Fülle an Ereignissen im Bilderbuch-Kosmos der letzten Monate Ihnen auf dem Weg zu geben, bleibt doch nach jeder Geschichte die Erkenntnis einer Moral. Ich bitte Sie daher inständigst, lernen Sie von uns, lernen Sie durch uns, ansonsten holt Sie der Teufel. Oder Sie landen auf dem schwarzen Himmel, einem Gemisch aus Diesel, Teer und Speedrausch (im Geschwindigkeitssinne, nicht im chemischen natürlich!). Beginnen wir von vorne.

1.Oktober – back in business – Bilderbuch reitet die/das Waves.


Miggie McFlitz - crawling auf den Boden der Tatsachen.
© Fabian Baumgärtner.

Nach einer, für uns, unüblich langen Pause der Giggereien, begibt sicht die Armee wieder auf die Bretter, die die Herrschaft bedeuten. Ein arger Raubzug über das wirklich sehr nette Waves Festival sieht zwar anders aus, recht viel heil ließen wir im Flex jedoch nicht. Wer den Schaden nicht hat, den stoppt nicht mal ein spitzer Nagel auf der Autobahn. In einem Wirrwarr von Nudelsieben und Freibadschwimmen erlebe ich den ersten Konzertabend nach langer Abstinenz wieder und merke eigentlich, wie sehr mir die Draufhauereien mit eingeschlossenen Guzzis gefehlt haben. Damit mein ich allerdings nicht nur elektronische, sondern durchaus auch die natürlichen.
Nach dieser ersten Wiederaufnahme der Konzertsucht, nennen wir sie „Basis“, sondiert die Armada weitere Optionen und findet sogleich den ersten Schritt in Richtung Dependenz:

7./8.Oktober – first step towards addiction – Bilderbuch in Kirchberg/Wechsel und dem ominösen Wolfsberg – Das Unheil nimmt seinem Lauf.


Rocken für den Weltfrieden - 4 Posterboys bei der Vorbereitung auf das nächste Rennen.
© Florian Parzer.

Kommen wir nun zum Kern dieser Bestandsaufnahme, dem sogenannten main part. Alles bisher da gewesene ist sinnloses Gewäsch, unerhörbares Gebrabbel, mit dem bloßen Zwecke der Zeitzerstörung. Denn nun, Damen und Herren, ist die Zeit gekommen, euch des Bilderbuch’s große Liebe zu enthüllen: Das Go-Kart-Fahren. Wer kennt das nicht? Da fährt man, mehr zufällig, an einer Kartbahn im beschaulichen Kärnten vorbei, spürt ein gewisses Kribbeln in der Prostatagegend und erhebt sich stante pede wie die Habsburger unter Ferdl, nichtsahnend in ein dreckiges, abstoßendes Go-Kart. Eine Liebesgeschichte, wie sie jeden Tag auf der Welt ungefähr eine Million mal passiert. Bei uns ist sie doch um einiges intensiver.
Vom ersten Moment an kämpfen wir wie die Hyänen gegeneinander, hintereinander, fast aufeinander auf der Rennstrecke. Seit diesem einen Wochenende, liebe Damen und Herren, haben Konzerte eine neue Dimension für mich gewonnen: Sie sind bloß Überbrücker bis zur nächsten Kart-Challenge gegen Maurace, McFlitz Mike, Pete „Il Dottore Rossi“, Corinna Vettel und Floxbox-pitstop Parzer. Seit diesem einen Wochenende fließt nicht blaues Blut in meinen Adern, sondern benzinschwarzes. Wer einmal eintaucht in die Faszination des Rennsports, begegnet der Welt in Gaspedalen und Bremsgeräuschen. Oder wie in meinem Fall, ausschließlich Gaspedalen.

14./15. Oktober – the killer in me is the killer in you – Bilderbuch rockt zwar immer noch mit Instrumenten (beim lässigen Snowboardopening im Gletscherland Kaunertal/Tirol oder im überaus nettem Röda/Steyr), der wahre Mörder aber ist das Benzin.

Um nicht den Anschein zu erwecken, wir würden keine Instrumente mehr bedienen können, schicke ich nun nachfolgend ein paar Bilder, um zu beweisen, dass wir doch auch noch mehr machen als dem Kartsport zu fröhnen. Wir spielen nämlich auch Konzerte, u.a. im schönen Kaunertal vor einem Haufen verrückter Snowboarder, die die Liebe zum Adrenalin genauso eint wie uns. Oder im beschaulichen Oberösterreich. Vor Freunden und Bekannten, ein Clash mit Atomic Stereo, die die Liebe zum Rausch genauso eint wie uns. Ein ganz und gar wunderbares Wochenende!


Und die Hände in die Höh' - Maurice beim Umarmen des Röda-Publikums.
© Fabian Baumgärtner.
Schnörkellose Kreuzstellung. Xzibit wäre stolz.
©Fabian Baumgärtner.
Ein Gitarrenhals im Kopf - Maurice spiest Peter's Kopf auf.
©Fabian Baumgärtner.
Genug?...Wusst’ ichs doch. Viel interessanter ist es wahrscheinlich für Sie, lieber Leser, zu hören, wie es in dieser atemberaubenden, förmlich unikaten Liebesgeschichte denn nun weitergeht, ob unser Held doch noch seine Katharsis findet, beziehungsweise welche Lehre ich daraus ziehen durfte.

Maurice und Miggie bei einer strategischen Unterredung.
©Florian Parzer.
Begeben wir uns nach Steyr, Tatort Kartbahn: Jeder der 6 Rabauken ist sich der Ernsthaftigkeit bewusst, die das folgende, zweite Rennen der BKC (Bilderbuch-Kart-Championship) mit sich bringt. Während sich der Mike schon präventiv auf seine Slicks ausredet, komme ich zu dem Schluss, dass ich Kartkönig Maurice nur mit einer unlauteren Waffe schlagen kann – Ich kaufe Underberg. Ein Schnapsgemisch aus dem fürchterlichsten Kräutern, die man wohl finden konnte. Stellen Sie sich vor, Sie würden einen Strauch essen, und das Gegraus mit 90 prozentigen Wodka runterspülen. Der Schumacher der BKC drischt sich das Gebräu runter, fährt trotzdem eine Bestzeit nach der anderen. Nun fragen Sie sich, lieber Leser, bestimmt wie es mir dabei erging. Nun ja, furchtbar natürlich. Zu wenig Risiken, zu viele blaue Flaggen gelten lassen, zu wenig Karambolagen. Und nicht mal ein Zaubertrank konnte ihn stoppen. Sie sehen: Man muss sich auf seine Stärken besinnen und auch den anderen ihren Erfolg gönnen – er währt ja nur kurz. Ich konzentriere mich jetzt erst mal auf meine Trommeln und bin für jeden Sabotagevorschlag, verübend auf Maurice, offen.


Ein Kräftemessen auf allerhöchsten Niveau. Peter, Miggie, Corinna, Fö und Maurice - in den Klauen des Motorsports.
©Florian Parzer.


Andreas Födinger

Freitag, 13. Mai 2011

Ein Beinbruch ist keine Ausrede. Wie wir die letzten zwei Monate überlebten.


Konzerte spielen/Unterwegs sein/Irrsinn – Bilderbuch auf Tour. Österreich/Schweiz/Deutschland, März/April 2011.

Die Exposition - Linz
Das Monster, aus dem Maul der Hölle. ©Erli Grünzweil
Viel wird geredet, gescherzt, gemault und illustriert. Aber so richtig auf den Knochen draufbeißen, das macht im Endeffekt dann keiner. Aber halt – nicht so schnell. Der spitzfindige und aufmerksame Leser unter Ihnen hat doch bestimmt schon bemerkt, dass Bilderbuch alle Benimmregeln und grundsätzliche Werte spätestens mit Verlassens des Hafens über Bord geworfen hat. So auch in diesem Fall, wenn es da heißt: Albumpräsentation. Lassen Sie mich da beginnen. Zum besseren Verständnis des Beginns jedoch, bleib ich meiner Ankündigung nicht ganz treu und werfe schmissig mit harten Fakten und Figuren umher: Linz, ARS Electronica Center, 11.3.2011, eine Glaswand, ein kahler Raum und a hell of Arbeit. Wir kommen also da hin, stellen Sie sich vor, so gegen 16:00 Uhr, und finden das große, weite Nichts vor. Wie man von allerhand Konzerterfahrungen aber ja mittlerweile weiß, gehören zu einem ordentlichen von eben diesen recht viele nützliche Gegenstände. Da wären erst mal eine Bühne, ein paar Boxen, die einem das Hirn rausblasen, und wenn man ein professionelles Licht hat, dann sieht die ganze Sache auch gleich wieder eine Spur sinnnvoller aus. 
"Irgendwie ist das heut' leiser als sonst..." ©Erli Grünzweil 
Demnach macht sich der Vierer (damit ist natürlich die Band gemeint) locker beschwingt ans Eingemachte, schraubt Bühnenelemente aneinander, um diese Tortur dann ein paar mal wiederholen zu dürfen, verschiebt Tische und Stühle. Bis dann endlich der ganze Kram steht ist es, sagen wir mal, 21:00. Pünktlich wie die Maurer geht der Andrang los. Monster, Fans, Menschen und einfach nur Interessierte strömen in die nette Glasanstalt. Ein riesiges Gefühl von Stolz überkommt mich, während ich meine Runden drehe auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Erlauben Sie mir nun einen Zeitsprung von, sagen wir, 7-8 Stunden. Praktisch gegen 4-5 Uhr früh räumen wir den Gig weg. Wahrlich, sprach Alexei Grigoryehich Orlov. Ich schildere nur kurz ein paar Eindrücke, an die sich mein zermatschtes Hirn nach dieser Nacht noch so erinnert: Während ich den Boden kehre, rollt der schlafende Petz auf einem spacigen Roboter daher. Es kann aber doch auch sein, dass ich mich täusche. Ich weiß es bis heute nicht.

Das Raumschiff ist gelandet... ©Christoph Kregl.

Die Komplikation – Wien

"Lass uns diesmal mit Satisfaction beginnen" - Maurice, ich und Petz beim Lieder auswählen ©Philipp Pfeiffer.
Nach dem letzten wunderbaren und grausamen Wochenende begibt sich Bilderbuch auf den ersten Gaul. Namentlich, ins Flex. Ich staune nicht schlecht, als der, in Fachkreisen weithin unter dem ominösen Namen „Flex-Beda“  bekannt, die Truppe sprengt und frohlockend von einer Menge verkaufte Vorverkaufskarten berichtet. (Genaue Zahlen werden nicht genannt, eine professionelle Rockband [und als solche sind wir ja mittlerweile landesweit bekannt] übt sich in Diskretion und Alkoholisation). Gut, ich lasse mich nicht beirren, prüfe die knapp 800000000 Leute schwere Menge (so weit zur Diskretion) mit unglaublicher Erleichterung und genieße die supertolle, weil bald Weltruhm habende und adrette Band „The Nintendos“. (Sollte dieser Name einem Leser noch nicht bekannt sein, dann wird er an dieser Stelle mit einem Brieföffner bedroht und mehr als unhöflich, gar flegelhaft, gebeten sich doch zu informieren). Nun denn, alsbald wir die Bühne betreten, halte ich einen Moment inne, schmecke all die Arbeit und den Schweiß (gepaart mit einem Schuss Gin Tonic) und zerlege mein Schlagzeug in des Mäuschen’s Kröten. Ein wunderbarer Abend.

Die Erleuchteten bringen Unheil und Schande übers Land. ©Christoph Kregl

Die Peripetie – Schweiz

Der Werwolf hat den Mond in seinen Augen. ©Christoph Kregl.
Weil wir, als kosmopolitische Band ja immerhin auch einen gewissen Ruf zu verteidigen haben, folgen wir eben diesen in das reichste Nachbarland. Den ersten Abstecher machen wir nach St. Gallen, wo die Straßen aus Käse und die Landschaft aus Wein besteht. Eine Hammer-Mischung, denk ich mir. Als beim Konzert die nette Grabenhalle dann ungefähr zu 1/100 gefüllt ist, wird mir ganz warm ums Herz (auch auf die Gefahr hin, jetzt gänzlich unprätentiös zu wirken). Irgendwie machen Konzerte mit eher wenigen Leuten (wenn ich das so nennen darf), genauso viel Spaß. Ich hör das Schlagzeug nämlich dann noch viel besser. Den nächsten Tag nützen wir, um die Altstadt unsicher zu machen. Mit sinnlosem Herumgebolze in ehrwürdigen Kirchendenkmälern beschmutzen wir die österreichische Reputation bei den Schweizern und werden das Opfer nicht nur einer Nachahmung. Versteh ich eh, ist ja lustig, wenn man so redet wie wir. – Pff, sollten sich die Schweizer doch mal selber zuhören.
Von wegen Brandwagen - Maurice macht einen auf Umwelt und kommt by horse. ©Christoph Kregl
Fröhlich und frohlockend geht es weiter nach Bern in den Gaskessel. Begleitet von griechischem Flair (der Gaskessel sieht aus wie ein Amphitheater) und Atomic Stereo (siehe: „geile Band“) bringen wir auch die letzten Schweizer Zauderer vorm österreichischen Charme niederzuknien und sich ihm hinzugeben. Zumindest der zahlreichen Schar, die sich dieses auch antut. Ohjemine, das liest sich wie eine Erlebniserzählung...

Retardation – Back in OÖ/Noppen Air

Ich oute mich, vor versammelter Welt, als großer Festival-Fan. Und als großer Red Bull-Fan. Und überhaupt. Ich kann Ihnen aber auch gute Gründe dafür nennen: Beginnen wir am 29.April 2011. Während der Peter, die Cotschi und ich lässig bei einem koffeinfreien Soja-Latte vom McCafé vor dessen Eingangstür chillen, fährt ein Porsche vor. Oder so etwas ähnliches, ich kann das ja so schwer unterscheiden. Nennen wir das Gefährt halt einfach „Red Bull Brandwagen“. Der Martin, seines Zeichens Fahrer und Chef, holt uns mit eben jenem ab und gewinnt erste Sympathien, ob seines süßen Salzburger Dialekts. Den Kühlschrank im Bus, und die PlayStation sind natürlich auch nicht gerade von Nachteil. Liebe Leser, Sie lesen richtig. Bilderbuch fährt, nach Jahren harter Schinderei in einem Minivan, erstmals mit einem RICHTIGEN Tourbus zu einem Konzert. Das alleine würde schon einen seitenlangen Blogeintrag rechtfertigen. Weil mir da von oben sonst die Leviten gelesen und die Schuhbänder zusammengeschnürt werden, lass ich das lieber. Um ein paar Stichworte des Schwärmens komm ich so und so nicht umher: PlayStation. Fifa 2011. Maurice ist sowieso kein Gegner. Wir spielen dieses Spiel während der Fahrt auf hoppeligen, mit Steinen und Felsen versehenen Straßen und trotzdem: man fühlt sich einfach nur gut. Lassen wir den Bus mal außen vor und konzentrieren uns aufs wesentliche: 
Das Schlachtfeld, gehüllt in einen Mantel der Manie. ©Angelika Weinzerl.
Das Noppen Air. Für mich bestimmt ein Konzerthighlight der vergangenen Monate und würdiger Abschluss unserer Gigreihe. Ich mag die Menschen dort, ich liebe die Bands (Stichwort: Francis Internation Airport) und erfahre jede Menge großer Rock’n’Roll-Kunst mit dem Rest von Bilderbuch.

Dénouement – still to come

Wie es sich eines guten Blogeintrages geziemt (zumindest meiner Definition nach), bleiben hier eine Menge Fragen offen. Ich bin mir der Nichtvollständigkeit der letzten paar Zeilen natürlich bewusst. Viel zu vieles ist passiert, auf den Konzerten der letzten zwei Monaten. Viel zu wenig hab ich erwähnt und gegurgelt, von Graz, Klagenfurt, St. Pölten, Salzburg, Schwabmünchen und weiteren wunderbaren Städten/Orten/Menschen. Ich bitte den Leser daher, mir ergiebigst zu verzeihen und räume ein, dass sich Konzerte und die damit verbundenen Erfahrungen eh nicht in Worte fassen lassen. Am Besten ist es, man ist ein Teil davon. Und das sind Sie alle. Leser/Konzertbesucher/Bands. – Ein fettes „Respect“ für die letzten zwei Monate.

Andreas Födinger.

Dienstag, 1. März 2011

Italienische Romantik. oder: Ein Labrador am Rande des Abgrunds.

Artwork/Fotoshoot/Inspiration und überhaupt – Lago di Garda, zwischen Alpen und Poebene, Wohltat und Verderben, 28.-30.01.2011

„Wir lagen vor Madagaskar, und hatten die Pest an Bord“

Peter passt sich den italienischen Gewohnheiten locker an.  

Meine edlen Damen und Herren, wie sie ja bestimmt wissen, sind Bilderbuch immer eine Truppe voll Anstand gewesen. Voll Anstand, Konsequenz mit leichtem Hang zum Masochismus (oder war’s Machoismus?). So auch diesmal. In einer Nacht-und-Nebel Aktion beschließt die Mannschaft sich jeglicher Heuchelei zu entziehen, großen Reden zu entsagen und mit Pauken und Tomaten ins stiefelige Italien zu fahren. Ein jeder hat nun mal teils schöne, teils grausige Kindheitsrinnerungen an das Land mit dem lustigen Zwerg an der Spitze. Und weil Italien ja eine durchaus vorherrschende Rolle in unserem zweiten Album (welches auf „Die Pest im Piemont“ getauft wird) inne hat, wollen wir nun das begleitende Artwork gleich dort fertigstellen. Um mit den Bildern die Lieder grafisch darzustellen, sagen sie. Um ein rundes Gesamtbild zu erschaffen, sagen sie. Wobei; sie ist eigentlich nur einer: Der gebürtige und geborene Italiener Christian Pitschl, mit dem ich auf der Fahrt einen Heidenspaß habe. In italienischer Sprache, wohlgemerkt. Nun denn, lassen sie mich mit der Erzählung beginnen. Um sage und schreibe 4 Uhr früh erreichen wir unser, zugegeben luxuriöses und malerisches Haus am Gardasee. Ich muss mir jetzt mal ehrlich eingestehen, ich hab keinen blassen Dunst an welchem Ort wir tatsächlich sind und vertraue auf die Obrigkeiten.

Sieht so eine Autorität aus? Il bosso italieno CP.
In diesem (wie auch den Rest der folgenden Tage) Falle: Christian Pitschl. In Italien sind wir bestimmt, denk ich mir. Immerhin waren es knapp 10 Stunden Autofahrt. Und einen See seh ich auch. Wird
schon der Gardasee sein. Gibt ja sonst fast keine Seen hier... Die erste Nacht begehen wir noch erstaunlich ruhig. Ein jeder gibt sich wortkarg, viel zu überwältigt sind wir von der unbeschreiblichen Schönheit unseres pittoresken Appartements. Richtig interessant wird’s erst im Morgengrauen.


„The starmaker says ‚It ain’t so bad’, the dreammakers gonna make you mad“

Wir 4 + Cotschi vor dem Haus, das Verrückte macht. In Italien. 
Gegen 8 schreit der Hahn zum Rapport, wir machen uns schick, ziehen uns an. Ich frage mich ganz ehrlich, ob es jemanden in der Truppe gibt, der nur annähernd einen Plan hat, wo wir hinfahren. Mit zunehmender Fortdauer entlarvt sich der Rest als ebenso unwissend, eine Tatsache, die mir nicht mal so unspannend erscheint. Vollgepumpt mit Koffein, Diesel und frohen Mut befahren wir die Landschaft. Maurice findet praktisch alles schön. Hätten wir an jedem Platze angehalten und Fotos geschossen, an dem Maurice schrie ‚Stopp, hier ist es schön, da MÜSSEN wir einfach Fotos schießen’, wir wären wohl heute noch dort. Poseidon zum Gruße haben wir aber doch unsere Obrigkeit. Wir parken des Pitschl’s Vehikel an einer Bushaltestelle und schießen garantiert italienische Fotos, umgeben von garantiert italienischen Bäumen und garantiert italienischen Wänden. Italienische Frauen sind mir bis dato unglücklicherweise noch nicht untergekommen. Aber um das geht es ja doch auch nicht, wird mir wieder bewusst ehe der Pitschl eine abwinkende Bewegung macht und unser Schlottern bemerkt. Wen wundert’s, immerhin sind wir ja immer noch Bilderbuch. Und egal ob es jetzt ein Videodreh ist oder ein Fotoshoot, kalt ist es immer. Auch hier. In Italien hat’s gerade mal 12°. Eine Wonne, verglichen zum ‚Karibische Träume’-Videodreh zwar, ein Garaus dennoch. Wir ziehen die Eiseskälte offensichtlich an.

Für ein richtiges Urlaubsfoto fehlen da nur mehr die heißen Strandgirls im Bikini. 
Der Hund wird in der Pfanne verrückt. Italien hat zwar ein grönländisches Flair, genießen tun wir es aber trotzdem. Doch bevor ich jetzt den romantischen Phrasenteufel herbeiersehn, widme ich mich lieber dem Anständigen. Nach 3 Tagen anstrengender „Arbeit“ (weil man bei Fotos schießen nur blöd herumsteht) kämpft die Truppe sich zurück nach Österreich. Mit einem Arsch voll Gold und Bildern im Gepäck. Und weil wir ja auch auf Kultur und derlei Firlefanz stehen, machen wir doch glatt einen Stopp in Südtirol und entern ein italienisches Ristorante. Das Schlemmen nimmt seinen gewohnten Lauf, ehe ich bemerke, dass zu meiner linken der Maurice nicht dabei drum herum kommt, mehr und mehr in sich hineinzuschaufeln. Nach 2 vollwertigen Menüs bestellt er beinhart noch eine Pizza. Und isst die dann auch. Zur Gänze. Offensichtlich ein Lebemann, der Herr Ernst.


 
"Pass auf, sonst verspeis ich dich".
Andreas Födinger.