Sonntag, 30. Oktober 2011

Der Adrenalinrausch als Motorsäge – Was die Schamanen im Herbst so treiben.

Konzerte spielen/Unterwegs sein/Der Wahnsinn treibt Scharmützel – Bilderbuch auf Tour.
Österreich, Oktober 2011.

Sehr verehrte Leserschaft,

wie mir zu Ohren kam, ist ihrer Spitzfindigkeit längst noch kein Abbruch getan, so muss ich mich auf offiziellem Wege ein kleines bisschen entschuldigen, dass der jüngste Blog doch ein gefühltes Jahrzent auf sich warten lässt. Wie der alte Kaiser Maximilian jedoch schon klärte, lässt sich ein Schlagzeuger auch mal gerne Zeit, um eventuell kaputt gegangene Felle neu zu kleben und hat demnach recht wenig verbleibend’ Platz in seinem Hirn, ordentlich auf die Tasten draufzudreschen, um unübersichtliches Satzgestammel wie eben dieses zu vollziehen.
Nun, liebe Freunde, kommen wir zum eigentlich wichtigen. Wie Salpetersäure brennt es unter meinen Nägeln, eine schier unüberschaubare Fülle an Ereignissen im Bilderbuch-Kosmos der letzten Monate Ihnen auf dem Weg zu geben, bleibt doch nach jeder Geschichte die Erkenntnis einer Moral. Ich bitte Sie daher inständigst, lernen Sie von uns, lernen Sie durch uns, ansonsten holt Sie der Teufel. Oder Sie landen auf dem schwarzen Himmel, einem Gemisch aus Diesel, Teer und Speedrausch (im Geschwindigkeitssinne, nicht im chemischen natürlich!). Beginnen wir von vorne.

1.Oktober – back in business – Bilderbuch reitet die/das Waves.


Miggie McFlitz - crawling auf den Boden der Tatsachen.
© Fabian Baumgärtner.

Nach einer, für uns, unüblich langen Pause der Giggereien, begibt sicht die Armee wieder auf die Bretter, die die Herrschaft bedeuten. Ein arger Raubzug über das wirklich sehr nette Waves Festival sieht zwar anders aus, recht viel heil ließen wir im Flex jedoch nicht. Wer den Schaden nicht hat, den stoppt nicht mal ein spitzer Nagel auf der Autobahn. In einem Wirrwarr von Nudelsieben und Freibadschwimmen erlebe ich den ersten Konzertabend nach langer Abstinenz wieder und merke eigentlich, wie sehr mir die Draufhauereien mit eingeschlossenen Guzzis gefehlt haben. Damit mein ich allerdings nicht nur elektronische, sondern durchaus auch die natürlichen.
Nach dieser ersten Wiederaufnahme der Konzertsucht, nennen wir sie „Basis“, sondiert die Armada weitere Optionen und findet sogleich den ersten Schritt in Richtung Dependenz:

7./8.Oktober – first step towards addiction – Bilderbuch in Kirchberg/Wechsel und dem ominösen Wolfsberg – Das Unheil nimmt seinem Lauf.


Rocken für den Weltfrieden - 4 Posterboys bei der Vorbereitung auf das nächste Rennen.
© Florian Parzer.

Kommen wir nun zum Kern dieser Bestandsaufnahme, dem sogenannten main part. Alles bisher da gewesene ist sinnloses Gewäsch, unerhörbares Gebrabbel, mit dem bloßen Zwecke der Zeitzerstörung. Denn nun, Damen und Herren, ist die Zeit gekommen, euch des Bilderbuch’s große Liebe zu enthüllen: Das Go-Kart-Fahren. Wer kennt das nicht? Da fährt man, mehr zufällig, an einer Kartbahn im beschaulichen Kärnten vorbei, spürt ein gewisses Kribbeln in der Prostatagegend und erhebt sich stante pede wie die Habsburger unter Ferdl, nichtsahnend in ein dreckiges, abstoßendes Go-Kart. Eine Liebesgeschichte, wie sie jeden Tag auf der Welt ungefähr eine Million mal passiert. Bei uns ist sie doch um einiges intensiver.
Vom ersten Moment an kämpfen wir wie die Hyänen gegeneinander, hintereinander, fast aufeinander auf der Rennstrecke. Seit diesem einen Wochenende, liebe Damen und Herren, haben Konzerte eine neue Dimension für mich gewonnen: Sie sind bloß Überbrücker bis zur nächsten Kart-Challenge gegen Maurace, McFlitz Mike, Pete „Il Dottore Rossi“, Corinna Vettel und Floxbox-pitstop Parzer. Seit diesem einen Wochenende fließt nicht blaues Blut in meinen Adern, sondern benzinschwarzes. Wer einmal eintaucht in die Faszination des Rennsports, begegnet der Welt in Gaspedalen und Bremsgeräuschen. Oder wie in meinem Fall, ausschließlich Gaspedalen.

14./15. Oktober – the killer in me is the killer in you – Bilderbuch rockt zwar immer noch mit Instrumenten (beim lässigen Snowboardopening im Gletscherland Kaunertal/Tirol oder im überaus nettem Röda/Steyr), der wahre Mörder aber ist das Benzin.

Um nicht den Anschein zu erwecken, wir würden keine Instrumente mehr bedienen können, schicke ich nun nachfolgend ein paar Bilder, um zu beweisen, dass wir doch auch noch mehr machen als dem Kartsport zu fröhnen. Wir spielen nämlich auch Konzerte, u.a. im schönen Kaunertal vor einem Haufen verrückter Snowboarder, die die Liebe zum Adrenalin genauso eint wie uns. Oder im beschaulichen Oberösterreich. Vor Freunden und Bekannten, ein Clash mit Atomic Stereo, die die Liebe zum Rausch genauso eint wie uns. Ein ganz und gar wunderbares Wochenende!


Und die Hände in die Höh' - Maurice beim Umarmen des Röda-Publikums.
© Fabian Baumgärtner.
Schnörkellose Kreuzstellung. Xzibit wäre stolz.
©Fabian Baumgärtner.
Ein Gitarrenhals im Kopf - Maurice spiest Peter's Kopf auf.
©Fabian Baumgärtner.
Genug?...Wusst’ ichs doch. Viel interessanter ist es wahrscheinlich für Sie, lieber Leser, zu hören, wie es in dieser atemberaubenden, förmlich unikaten Liebesgeschichte denn nun weitergeht, ob unser Held doch noch seine Katharsis findet, beziehungsweise welche Lehre ich daraus ziehen durfte.

Maurice und Miggie bei einer strategischen Unterredung.
©Florian Parzer.
Begeben wir uns nach Steyr, Tatort Kartbahn: Jeder der 6 Rabauken ist sich der Ernsthaftigkeit bewusst, die das folgende, zweite Rennen der BKC (Bilderbuch-Kart-Championship) mit sich bringt. Während sich der Mike schon präventiv auf seine Slicks ausredet, komme ich zu dem Schluss, dass ich Kartkönig Maurice nur mit einer unlauteren Waffe schlagen kann – Ich kaufe Underberg. Ein Schnapsgemisch aus dem fürchterlichsten Kräutern, die man wohl finden konnte. Stellen Sie sich vor, Sie würden einen Strauch essen, und das Gegraus mit 90 prozentigen Wodka runterspülen. Der Schumacher der BKC drischt sich das Gebräu runter, fährt trotzdem eine Bestzeit nach der anderen. Nun fragen Sie sich, lieber Leser, bestimmt wie es mir dabei erging. Nun ja, furchtbar natürlich. Zu wenig Risiken, zu viele blaue Flaggen gelten lassen, zu wenig Karambolagen. Und nicht mal ein Zaubertrank konnte ihn stoppen. Sie sehen: Man muss sich auf seine Stärken besinnen und auch den anderen ihren Erfolg gönnen – er währt ja nur kurz. Ich konzentriere mich jetzt erst mal auf meine Trommeln und bin für jeden Sabotagevorschlag, verübend auf Maurice, offen.


Ein Kräftemessen auf allerhöchsten Niveau. Peter, Miggie, Corinna, Fö und Maurice - in den Klauen des Motorsports.
©Florian Parzer.


Andreas Födinger